Natural Hoof Care Barhufpflege

Umstellung auf Barhuf

 

Hier möchte ich einen Überblick geben, was es bedeutet ein Pferd auf barhuf umzustellen. Grundsätzlich kann jedes Pferd auf barhuf umgestellt werden. Es gibt aber einige Faktoren die eine Umstellung beeinflussen.

 

 

Die Ausgangslage der Hufe

Bei beschlagenen Pferden ist die Durchblutung der Hufe eingeschränkt, weil das Eisen die Weitung des Hufes nur bis zu einem gewissen Grad zulässt. Die Minderdurchblutung verursacht eine schlechtere Versorgung der Hufe mit Nährstoffen. Die Wände und die Sohlen werden dünner, die Qualität minderwertiger, das Blutgefässsystem schwächer, oftmals haben beschlagene Pferde eine mechanische Hufbeinabsenkung.

 

Der Strahl hat zusammen mit dem Strahlkissen eine wichtige Funktion als Stossdämpfer und auch eine Funktion in der Tragkraft der Hufe.  Bei einem beschlagenen Pferd hat der Strahl in den wenigsten Fällen Bodenkontakt, die Stossdämpffunktion wird ausser Kraft gesetzt. Oftmals kollabiert der hintere Bereich des Hufes, das Pferd bekommt Trachtenzwang und untergeschobene Trachten, Strahl und Strahlkissen sind oftmals verkümmert.

 

Die Einschränkung durch das Hufeisen führt oft dazu, dass sich die Hufe verziehen. Die Trachten werden eng und schieben unter, die Zehe wird lang, die Hufwände hebeln und werden hochgeschoben. So verliert der Huf seine natürliche Stabilität und Stärke. Die Hufbalance geht verloren.

 

Je schwächer und verzogener die Hufe, desto mehr Zeit braucht das Pferd bei der Umstellung, bis es wieder gesunde, starke Hufe hat.

 

 

Die Beurteilung der Hufe vor der Eisenabnahme gibt Hinweise darauf ob die  Umstellung einfacher oder schwieriger wird, aber es gibt keine Garantie. Hufeisen können sehr viel kaschieren.

 

Die Ausgangslage des Pferdes

Nicht nur die Hufe sind wichtig, auch der Stoffwechsel des Pferdes hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Wenn Stoffwechselprobleme bekannt sind, bitte ich dich, mich darüber zu informieren. Solche Pferde kann man vorab therapeutisch zu unterstützen, um das Risiko möglicher Komplikationen zu vermindern. Vorallem Cushing und EMS sind Risikofaktoren.

 

Blockaden und Verspannungen können zu einer ungleichmässigen Belastung der Hufe führen, daher ist es sinnvoll das Pferd vor der Umstellung osteopathisch zu behandeln. Einen noch viel grösseren Einfluss hat die Reitweise.

 

 

Fütterung

Hufeisen  nehmen dem Pferd das Gefühl in den Hufen. Barhuf ist das etwas anders. Pferde können schon auf zu viel Zucker im Futter mit Fühligkeit reagieren. Optimalerweise stellt man die Fütterung des Pferdes schon eine Weile vor der Umstellung um. Wichtig ist viel mageres Heu (keine Heulage) und möglichst wenig leicht verfügbarer Zucker.

 

Pferde mit schwachen Hufen kann man vorab individuell über die Fütterung unterstützen, damit der Körper alles hat was er zur Hornproduktion braucht.

 

Haltung

In der Anfangszeit der Umstellung sollte das Pferd die Möglichkeit haben, sich so bewegen zu können wie es möchte. Es sollte die Möglichkeit haben weich zu stehen. Viel Bewegung fördert die Regeneration der Hufe, zuviel (vor allem unfreiwillige Bewegung) kann jedoch zu einer Überlastung, und damit zu Fühligkeit und Entzündungen führen.

 

 

Regenerationszeit & Aufbau

Sobald die Hufeisen weg sind, wird der Reiz auf die Hufe grösser, nur schon das stehen ohne Hufeisen, ist eine grössere Belastung, da der Huf nicht mehr durch die Hufeisen zusammengehalten werden. Die Hufe werden vermehrt durchblutet und beginnen vermehrt Horn zu produzieren. Bis die Hufwände und die Sohle dicker werden, muss der Huf einmal runtergewachsen sein. Das dauert bis zu einem Jahr. Das Blutgefässsystem braucht Zeit um sich an die vermehrte Durchblutung anzupassen. Der Strahl und das Strahlkissen muss sich wieder an seine Funktion als Stossdämpfer gewöhnen. Oftmals brechen die Hufe am Anfang aus, besonders da wo die Nagellöcher sind. Jetzt beginnen die Hufe auch ihre natürliche Form wieder zu suchen. Ganz viele Prozesse werden im Huf aktiv.

 

Hufe brauchen Zeit um sich an die neue Belastung gewöhnen zu können. Ich empfehle, dem Pferd die ersten 2 Wochen nach der Eisenabnahme eine Pause zu gönnen und es am besten einfach auf die Weide zu lassen. Ganz langsam kann die Belastung gesteigert werden. Im Gelände empfehle ich auch alle Fälle Hufschuhe zu tragen. Nach einiger Zeit kann man beginnen barhuf auf kurzen Strecken zu spazieren wenn es die Hufsituation zulässt. Gibt man den Hufen Zeit, sich der neuen Belastung anzupassen, kann man oftmals jegliche Fühligkeit verhindern. Fühligkeit ist oftmals ein Zeichen dafür, dass die Hufe überlastet sind. Fühligkeit geht immer einher mit einer Entzündung im Huf und diese braucht dann oftmals seine Zeit wieder abzuklingen. Daher macht es sehr viel Sinn, das Training soweit zurückzunehmen, dass keine Entzündung provoziert wird.

 

Eine Barhufumstellung braucht Zeit zur Regeneration. Einfach die Eisen runterzunehmen und weiter zu machen wie vorher, ist nicht fair und führt oftmals zu Problemen, die man hätte verhindern können.

 

Bearbeitung

Ich empfehle die Hufe in der Anfangszeit in kürzeren Abständen zu bearbeiten. Oftmals in einem Intervall von 3 - 4 Wochen. So kann ich die Hufe optimal in ihrer Regeneration unterstützen. Haben sich die Hufe regeneriert können die Abstände verlängert werden meistens auf einen 4 - 6 Wochen Rhythmus.

 

Hufschuhe

Nach der Eisenabnahme kann ich dich gerne beraten, welche Hufschuhe für dein Pferd geeignet sein könnten und welche Grösse am ehesten passt. Da sich je nach Hufsituation die Hufe stark verändern, kann es sein, dass die Hufschuhe nach einer Weile nicht mehr passen. Je nach Region empfiehlt es sich 2 Sätze Hufschuhe zu haben, ein paar 'Normale' und ein paar mit Spikes bzw. Stollen für den Winter, wenn es eisig ist. Hufschuhe halten unterschiedlich lange, je nach Häufigkeit der Nutzung, Bewegungsmuster und Gewicht des Pferdes, Nutzung des Pferdes, Geländegegebenheit, und Hufschuhmodell. Das heisst ein paar Hufschuhe kann wenige Monate bis mehrere Jahre halten.

 

Pferdebesitzer

Die Anfangszeit der Umstellung ist auch für den Pferdebesitzer nicht immer ganz einfach. Es braucht eine Portion Mut, die Eisen runternehmen zu lassen. Im vorhinein kann man nie zu 100% sagen wie die Umstellung sein wird. Es kann sein, dass das Pferd fühlig geht, das mitzuerleben ist manchmal nicht so leicht . Es ist möglich, dass das Pferd in der Anfangszeit ganztägig oder halbtägig Hufschuhe braucht, das an- und abziehen der Hufschuhe ist manchmal eine organisatorischer Herausforderung. Manchmal sind es auch die Stallkollegen die einem das Leben schwer machen....

Es braucht vom Pferdebesitzer die Bereitschaft, dem Pferd die Zeit zu geben, die es für die Umstellung braucht. 

 

Doch glücklicherweise kann ich sagen, dass die meisten Umstellungen problemlos verlaufen, wenn man dem Pferd die nötige Zeit gibt sich an die neue Belastung zu gewöhnen!

 

Ist die Umstellung geschafft profitiert der Reiter und das Pferd von den Vorteilen die das barhufige Pferd hat.

 

  • Die Hufe sind gesünder und stärker
  • Der Bewegungsablauf ist gesünder, harmonischer, flüssiger
  • Die Belastung auf Gelenke, Sehnen, Bänder und Muskulatur ist geringer
  • Die Verletzungsgefahr geringer
  • Das Herzkreislaufsystem wird unterstützt
  • Das Pferd spürt den Boden und wird trittsicherer

 

 

Falls du noch Fragen hast, darfst Du dich gerne bei mir melden.