Reiten & Bodenarbeit

Beziehungsarbeit

 

Sehr viele Konflikte entstehen durch Missverständnisse, Kommunikationsprobleme, unklare Strukturen und dem unbewussten und destruktiven Umgang mit Emotionen. 

 

Bedürfnisse

Die emotionalen Bedürfnisse von Menschen und Pferden sind gar nicht so unterschiedlich. Wir wünschen uns, dass wir gesehen und verstanden werden. Wir wollen uns sicher fühlen und auch etwas zu sagen haben. Wir wünschen uns Wertschätzung und dass unsere Bemühungen gesehen werden. 

 

Wir fühlen uns schlecht wenn wir zu etwas gezwungen werden, das uns Angst macht, das uns überfordert oder uns Schmerzen bereitet. Es ist frustrierend wenn wir das Gefühl haben unsere Bemühungen uns mitzuteilen scheitern und dass uns das Gegenüber einfach nicht verstehen kann. Es ist demotivierend wenn wir unser Bestes geben und es einfach nie genug ist.

 

Man könnte meinen dass dies ganz einfache Grundlegende Bedürfnisse sind, die keine Probleme darstellen. Doch oftmals ist genau das Gegenteil der Fall. Was bei Mensch und Pferd zu Widerständen führt. Es kann dazu führen dass man wütend wird, dass man ausrastet, dass man frustriert, ernüchtert und motivationslos ist, dass Aggressionen aufkommen, Panik und Angst. Was in einem Teufelskreis mit immer weiter verhärtenden Fronten enden kann. Die Konflikte werden immer grösser und die Auslöser immer kleiner.

 

Wir leben in einer Welt in der uns gesagt wird, dass wir alles hätten was wir brauchen. Wir müssen uns keine Sorgen darüber machen von einem wilden Tier angefallen zu werden, oder dass kein Essen auf den Tisch kommt. Es wird uns gesagt wir sind sicher hier. Auf einer materiellen Ebene mag das so stimmen. Auf der emotionalen Ebene sieht das jedoch ganz anders aus. Trotzdem wird oftmals versucht mit der materiellen Sicherheit, die emotionalen Unsicherheiten zu kompensieren. In unserer Gesellschaft, ist der Umgang mit emotionalen Bedürfnissen sehr unbewusst und erhält nicht den Stellenwert der eigentlich nötig wäre. Und unsere Pferde haben dafür definitiv auch kein Verständnis. Nur weil wir wissen dass es in der Schweiz sehr unwahrscheinlich ist, von einem wilden Tier gefressen zu werden, wird es schwierig dem Pferd das auf intellektuelle Art und Weise zu erklären. Und nur weil wir etwas auf intellektueller Ebene verstanden haben, heisst das noch lange nicht, dass damit auch unsere emotionale Ebene mit an Bord ist. Das führt oftmals dazu dass wir Bewältigungsstrategien entwickeln. Wir unterdrücken unsere Bedürfnisse und unsere Emotionen. Wir können sie vor uns selbst verstecken, doch oftmals passiert es, dass unsere Pferde genau darauf reagieren und wir keine Ahnung haben was eigentlich los ist und wieso das Pferd jetzt schon wieder spinnt. Es ist für viele Menschen normal geworden mit einem ständig erhöhten Stresslevel zu leben, zu funktionieren und gegen das zu handeln was eigentlich der eigenen Integrität entsprechen würde. Wir haben nicht gelernt uns einen Raum zu schaffen in dem wir uns sicher fühlen, in dem wir uns zeigen können, unsere Ängste, unsere Schwächen und unsere Befürchtungen. Wir legen uns eine harte Schale zu und versuchen unsere Unsicherheiten zu überspielen. Leider funktioniert das nicht mit unseren Pferden, die spüren, dass da etwas nicht stimmt. Sie spüren unsere Überforderung, unseren Stress und unsere Unsicherheit und reagieren darauf.

 

Jetzt gibt es die Möglichkeit mit dem Pferd zu kämpfen, es unterzuordnen und ihm beizubringen unsere Schwächen zu ignorieren und zu funktionieren. Das Pferd zurecht zu biegen, damit es so funktioniert wie wir es wünschen, ohne dass wir uns mit unseren Probleme beschäftigen müssen. Dann sehen wir den Fehler im Pferd, das Pferd das nicht das tut was wir wollen, das Pferd das überreagiert, das Pferd das frech ist, das Pferd mit dem etwas nicht stimmt. Doch eigentlich liegt das alles nicht in der Natur der Pferde, eigentlich ist es ein Hilfeschrei.

 

Missverständnisse und Kommunikationsprobleme

 

Reagiert ein Pferd heftiger als eigentlich der Situation angemessen wäre, kann man darauf gehen, dass man etwas übersehen hat. Es passiert niemals etwas einfach ohne Grund. Das Problem ist, dass wir den Grund nicht gesehen haben und das Pferd so stark reagieren muss, damit es endlich gesehen wird. Dass man sehen kann, dass das Pferd schon lange überfordert ist, dass ihm etwas Schmerzen bereitet oder dass es Angst hat. 

 

Besonders Pferde mit einem Trauma können extrem schnell und extrem heftig reagieren, hier ist besonderen Vorsicht und Achtsamkeit geboten.

 

Oftmals sind wir unserer Körpersprache nicht bewusst, wir stehen falsch, wir dosieren die Hilfengebung ungenau und der Gewohnheit entsprechend anstatt der Situation angemessen. Wir sind weder in Kontakt mit unserer Körperspannung noch mit der des Pferdes. Wir registrieren die Veränderungen nicht. Wir verpassen dass Emotionen aufkommen und das alles kann zu massiven Missverständnissen und Fehlinterpretationen führen. Und damit zu Handlungen die die Situation verschlimmern.

 

Unklare Strukturen und Leadership

 

In unserer Welt müssen wir uns Personen unterordnen die in eine Chefrolle gekommen sind infolge einen Titels oder einer Ausbildung und oftmals nicht weil sie tatsächlich Leadershipqualitäten haben. Und wie wir alle wissen, kann das sehr frustrierend sein. Das sehen wir schon in der Schule als Kind wenn wir einen unfähigen Lehrer haben und genau sehen wo seine Schwächen sind und trotzdem müssen wir uns irgendwie in das System einfügen oder wir geraten in Schwierigkeiten. Wir lernen gar nicht mehr was echte Leadershipqualitäten sind. Und oftmals können wir diese Qualitäten auch nicht unseren Pferden bieten.

 

Welche Art von Führungsperson wollen wir sein? Wie kann man führen ohne das Pferd zu unterdrücken und es in seinem Wesen einzuschränken? Wie kann man führen so, dass das Pferd aufblühen kann und sich weiterentwickeln kann? Wie kann man führen damit das Pferd sich sicher fühlt und motiviert und freudig mitarbeitet?

 

Das Thema ist sehr komplex und nur wenn wir unsere Leadershipqualitäten entwickeln, wird uns das Pferd sein Vertrauen schenken können und sich damit auch entspannen können. Es setzt voraus, dass wir sehen können, wie es dem Pferd jetzt gerade geht, dass wir die Schritte wählen können die es weiterbringen. Dass wir ihm ein gutes Gefühl geben können und es sich in unserer Gegenwart wohl fühlt. Dass wir wissen wie und wann wir was einfordern können und welchen Weg wir wählen wollen. Wir brauchen eine Auswahl an Optionen und Möglichkeiten. Es geht aber auch um den Umgang mit uns selbst, uns selbst realistisch einschätzen zu können, unsere Grenzen zu fühlen und dazu zu stehen.

 

Emotionen

 

Emotionen sind Wegweiser, sie erzählen uns etwas über uns selbst. Sie geben uns einen Hinweis darauf was tatsächlich wahr für uns ist, sie sagen etwas aus über unsere Grenzen, unsere Bedüfnisse und Ängste. 

 

Emotionen können uns sagen, dass wir innehalten und unseren Weg und unsere Entscheidungen überdenken müssen. Sie können uns sagen, dass unsere Grenzen überschritten wurden und wir etwas dagegen unternehmen müssen. Oder sie können uns bestätigen, dass die Richtung die wir eingeschlagen haben stimmt.

 

Im Optimalfall sind unsere Emotionen dynamisch und auf den Moment bezogen. Doch das ändert sich, wenn unser Umgang mit den Emotionen in der Vergangenheit nicht sehr konstruktiv war oder Traumen vorhanden sind. Dann können grosse Mengen an Emotionen angestaut sein, die erstmal verarbeitet werden müssen. Diese angestauten Emotionen sind es auch, die Situationen viel schneller als nötig eskalieren lassen. Emotionen können nicht mit einem tun verarbeitet werden. Emotionen beginnen dann zu 'shiften' wenn man ihnen die Möglichkeit gibt sich zu zeigen. Wenn man sich die Zeit nimmt, sie wahrzunehmen, präsent mit ihnen zu sein, ohne zu werten. Offen zu sein was sie einem zu sagen haben, bereit zu sein hinzuschauen und oftmals wird es mit Schmerzen verbunden sein. Es braucht Aufrichtigkeit und Mut sich mit seinen eigenen Schwächen zu konfrontieren. Sich Fehler einzugestehen. Zu sehen was man eingesteckt hat. Viele Menschen tragen unzählige, unverdaute Emotionen mit sich rum, es ist kein einfacher Weg, er wird Schmerz bringen, aber er wird auch Freude bringen. Er bringt Authentizität. Und Authentizität ist das, was Pferde brauchen. Nicht Wagemut, sondern einen Menschen, der seine Grenzen kennt und schlaue Entscheidungen treffen kann. Ein Mensch der wach ist, zuhören und reflektieren kann und lernfähig ist. Der weiss wie man mit Emotionen umgeht und wie man einen sicheren Rahmen schaffen kann. Das gibt dem Pferd Vertrauen.

 

Was ich bieten kann

 

Meine Perspektive, um das was vorgeht klarer zu erkennen und um das zu erkennen was übergangen wird. Eine Bandbreite an Möglichkeiten wie man die Situation angehen könnte. Das Aufzeigen von nötigen Schritten um eine Veränderung herbeizuführen. Meine Intuition für das Erkennen von Mustern und darunterliegende Basiskonflikte. Das sehen und spüren von Emotionen. Die Schaffung eines sicheren Raumes, meine unbedingte Präsenz für das was ist, das Halten des Raumes und die Fähigkeit in Emotionen einzutauchen und das Begleiten auch durch schmerzhafte Emotionen.

 

Zusammen können wir verschiedene Sachen ansehen, von der Stelle an der das Pferd immer wieder scheut, Ängste des Reiters, Verladeprobleme, eine Lektion die einfach nie klappt bei der man wieder einen positiven Ausweg braucht oder auch Arbeit mit Pferden die traumatisiert sind.

 

Es ist wichtig zu sehen dass ich keine kurze, schnelle Lösung anbiete. Je nach dem wie tief das Problem sitzt wird es seine Zeit brauchen, bei Alltagsproblemen findet man oftmals erstaunlich schnell eine Erleichterung, aber bei tiefsitzenden Traumen ist es ein sehr langer Weg und wahrscheinlich geht es dann auch mehr darum einen konstruktiven Umgang mit dem Trauma zu finden.